Wie stehen Bürger*innen in Polykrisenzeiten zum Thema Klimaschutz? Wird Klimaschutz aufgrund der starken Belastungen als weniger wichtig beurteilt? Kommen positive Narrative zum Thema Klimaschutz bei Bürger*innen derzeit überhaupt an? Diese Fragen haben wir uns gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung in unserer neuen Studie „Vertrauensfrage Klimaschutz“ gestellt. Die ganze Studie mit allen Ergebnissen gibt es hier.
Klimaschutz auch in Krisenzeiten wichtig!
Grundsätzlich stellen wir fest, dass die Auswirkungen des Klimawandels nach wie vor auf der Agenda großer Teile der Bevölkerung stehen. Trotz aller Widerstände und Krisenbelastungen sind Ansätze für positive Zukunftsbilder zum Thema Klimaschutz bei den Bürger*innen verankert. Die Durchsetzung ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen bleibt aber ein dick zu bohrendes Brett.
Förderung von klimafreundlichem Verhalten das beliebteste Instrument
Bei der Frage nach dem „Wie“ spricht sich eine deutliche Mehrheit von 81 Prozent für die Förderung klimafreundlichen Verhaltens aus. Sogar für Verbote von klimaschädlichen Verhalten gibt es mit 55 Prozent (bei 40 Prozent Ablehnung) eine leichte Mehrheit. Lediglich für Teuerungen gibt es derzeit kaum politischen Spielraum – sie werden mehrheitlich abgelehnt.
Politik in der Vertrauenskrise
Die größte Hürde stellt für die meisten Bürger*innen aber nicht das „Wie“, sondern das „Wer“ dar. Das Hauptproblem dabei ist das Vertrauen in die Politik insgesamt. Wir beobachten das Politik immer weniger zugetraut wird, Probleme zu lösen. Auch halten die Bürger*innen aktuell keine Partei dazu in der Lage, klimapolitische Leitlinien vorzugeben. Grundsätzlich gehen aber Mehrheiten davon aus, dass die Politik mehr für Klimaschutz machen müsse als bisher (62 % der Befragten). Das Gleiche gilt für Bürger*innen mit hohem Einkommen, denen 67 % der Befragten mehr Verantwortung zuschreiben. Am häufigsten wird mit 72 % aber die Wirtschaft und Industrie in der Verantwortung gesehen.
Aber: Es gibt noch positive Narrative!
Obwohl aufgrund der Vertrauenskrise akut eher Sorgen vor Auswirkungen des Klimaschutzes bestehen, konnten wir erkennen, dass positive Klimaschutznarrative anschlussfähig sein können. Insbesondere Energieunabhängigkeit durch den Ausbau erneuerbarer Energien, Investitionen in Klimaschutztechnologien um wirtschaftlich stark zu bleiben bzw. den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze finden viele Bürger*innen überzeugend.
Methodische Anmerkungen
Für die Studie haben wir zunächst politische Ideen zum Thema Klimaschutz auf Basis einer Inhaltsanalyse gesammelt und strukturiert. Diese wurden dann in sechs Fokusgruppen mit Menschen verschiedener sozioökonomischer Hintergründe getestet. Eine repräsentative Befragung von 2.507 Wahlberechtigten ab 18 Jahren schloss unsere Erhebung ab.