Neue Studie: Gesundes Misstrauen oder Vertrauenskrise?

Das Vertrauen in Parteien ist gering, Misstrauen weit verbreitet. Die Wahlerfolge rechtspopulistischer, zum Teil gar antidemokratischer Parteien in ganz Europa zeugen von einem offenkundigen Bruch zwischen Teilen der Wählerschaft und den traditionellen Parteien.

Rainer Faus und Simon Storks von pollytix haben für die Bertelsmann Stiftung das Vertrauen in Parteien unter die Lupe genommen: Wer vertraut Parteien und wer nicht? Und wie lässt sich das erklären? Die Studie „Gesundes Misstrauen oder Vertrauenskrise?“ wurde nun in der Publikation „Schwindendes Vertrauen in Politik und Parteien. Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?“ veröffentlicht.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

1. Wer vertraut Parteien nicht?

In allen Bevölkerungskreisen ist das Misstrauen ausgeprägter als das Vertrauen in Parteien. Aber es konzentriert sich unter Bürger*innen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status und geringem Interesse an Politik.

2. Warum vertrauen diese Bürger*innen Parteien nicht?

Ein niedriger sozioökonomischer Status selbst ist  für das Vertrauensdefizit nicht unmittelbar verantwortlich. Genauso wenig haben soziodemografische Merkmale, wie Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnort einen substanziellen Einfluss.

Entscheidend für das Vertrauensverhältnis ist, ob Bürger*innen, unabhängig von ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation, den Eindruck haben, dass Parteien einen guten Job machen: Wer das Gefühl hat, dass die bestehende Demokratie in Deutschland nicht gut funktioniert, dass es in Deutschland nicht sozial gerecht zu geht, dass der soziale Zusammenhalt im eigenen Umfeld bedroht ist, der bringt Parteien kein Vertrauen (mehr) entgegen. Gleiches gilt für Bürger*innen, die sich mit ihren Alltagssorgen und Problem politisch vergessen und allein gelassen fühlen

Darüber hinaus zeigt sich, dass Bürger*innen seltener zu Misstrauen gegenüber Parteien neigen, wenn sie sich auch mit einer der im Bundestag vertretenen Parteien identifizieren können – mit einer Ausnahme: Für Bürger*innen, die der AfD nahe stehen, zeigt sich dieser positive Effekt der Parteiidentifikation nicht.

Für alle Ergebnisse im Detail: Die Publikation mit der gesamten Studie steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.