Brandenburg boomt: Es verzeichnet unter allen Ländern bundesweit das höchste Wirtschaftswachstum und das positivste Zuwanderungssaldo. Zeitgleich befindet sich das Land in einem Wandel: Die Transformation, der Strukturwandel in der Lausitz und Herausforderungen wie der Fachkräftemangel müssen angegangen werden. Gemeinsam mit dem Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brandenburg haben wir die politischen Einstellungen in Brandenburg erforscht. Wie blicken Menschen auf ihr Bundesland und welche Sorgen und politischen Themen treiben sie um? Die vollständige Studie finden Sie hier.
Überrepräsentation der national Orientierten in Brandenburg
In Brandenburg gehören 41 Prozent der Bürger*innen der beweglichen Mitte, 40 Prozent den national Orientierten und 19 Prozent den weltoffen Orientierten an. Auffällig ist, dass national Orientierte und die bewegliche Mitte fast gleich groß sind – erstere sind jedoch im Bundesvergleich deutlich überrepräsentiert. Die national Orientierten sind dabei das Segment mit dem geringsten Einkommen und stehen am stärksten unter finanziellem Druck. Dementsprechend äußern sie auch am häufigsten von den drei Segmenten Sorgen vor dem Anstieg der Inflation und Altersarmut.
Stimmung in Brandenburg
Nur die Hälfte der Bürger*innen ist überzeugt, dass sich Brandenburg allgemein eher in die falsche Richtung entwickelt. Deutliche Unterschiede zeigt der Blick in die Segmente. Während die weltoffen Orientierten wie die bewegliche Mitte noch eher das Gefühl haben, dass sich Brandenburg in die richtige Richtung entwickelt, ist eine Mehrheit der national Orientierten überzeugt, dass sich das Land in die falsche Richtung entwickelt.
Themen in Brandenburg
Als wichtige Themen in Brandenburg werden etwa Migration, Bildung, soziale Gerechtigkeit und Infrastruktur genannt. Der Antagonismus der Nationalen vs. Weltoffenen äußert sich abermals bei der Themenpriorisierung: Mit großem Abstand ist Migration für die Nationalen das wichtigste Thema. Für die Weltoffenen sind dagegen die Themen Bildung und Klimawandel von hoher Bedeutung. Die Mitte priorisiert ebenfalls Migration, gefolgt von Bildung, also je das wichtigste Thema der anderen Segmente.
Wirtschaft und Transformation in Brandenburg
Die Bürger*innen bewerten die wirtschaftliche Lage grundsätzlich positiv, angetrieben durch die Ansiedlung neuer, innovativer Unternehmen, die als Chance für die regionale Entwicklung gesehen wird. Jedoch wird der Fachkräftemangel segmentübergreifend als wesentliche Hürden für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen. Darüber wie das Problem jedoch gelöst werden soll, herrscht zwischen den Segmenten Uneinigkeit: Denn die national Orientierten lehnen als einziges Segment ausländische Fachkräfte aus Angst vor einer „Überfremdung“ Brandenburgs ab. Auch die Meinungen zu Transformation sind geteilt: Zwar sieht eine relative Mehrheit von 47 Prozent Chancen und eine Minderheit von 34 Prozent Risiken. Während die weltoffen Orientierten aber überwiegend Chancen erkennen, betonen Nationale häufiger Risiken. Die Mitte positioniert sich abermals dazwischen und ist moderat optimistisch.
Die bewegliche Mitte muss gestärkt werden
Die Studie zeigt: Die Brandenburger*innen sind sich häufig in Bezug auf wichtige Themen uneins – die Fragmentierung lässt sich anhand der drei Segmente gut nachzeichnen. Der beweglichen Mitte kommt innerhalb der Gesellschaft eigentlich die Rolle der „Brückenbauerin“ zu, da sie häufig Zwischenpositionen innerhalb der beiden Pole national vs. weltoffen einnimmt und hier vermitteln könnte. Sie zieht sich jedoch immer weiter aus dem öffentlichen Diskurs zurück.
Methodische Anmerkungen
Die Erkenntnisse der Studie beruhen auf einem mehrstufigen Forschungsprozess aus qualitativen und quantitativen Methoden. In einem ersten Schritt wurden sechs Online-Fokusgruppen mit Brandenburger*innen geführt. Um verschiedene Perspektiven abzubilden und bestimmte Unterschiede besonders fokussieren zu können, wurden je zwei Gruppen mit Bürger*innen aus dem Umland Berlins, zwei Gruppen aus den weiter außen liegenden Teilen Brandenburgs sowie zwei Gruppen mit eher politikfernen, von der Politik abgewandten und enttäuschten Bürger*innen (potenzielle Nichtwähler*innen sowie Bürger*innen, die offen für rechtspopulistische bis -extreme Parteien sind) geführt. Weiterhin wurde auf einen soziodemografischen Mix geachtet. Darauf aufbauend erfolgte eine repräsentative, quantitative Bevölkerungsbefragung mit 1.510 Befragten. Die Grundgesamtheit war die wahlberechtigte Bevölkerung in Sachsen ab 16 Jahren.